Aus dem Leben eines Landwirts

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Aus dem Leben eines Landwirts

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Immer mehr Menschen wollen wissen, woher ihre Nahrungsmittel kommen und wer sie erzeugt. Landwirtinnen und Landwirte genießen deshalb mehr denn je öffentliche Aufmerksamkeit. Gleichzeitig sind sie einem oft unfairen Preiskampf und einer überholten Förderpolitik für die Landwirtschaft ausgesetzt, die nicht Qualität, sondern Quantität belohnt. Ein Landwirt aus der Region berichtet über die täglichen Erfahrungen.

Herr Gölz, Sie sind Landwirt in Ehingen. Wie sehen Sie die zunehmend angespannte Beziehung  zwischen Verbrauchern und Landwirten?
Angespannt würde ich nicht grundsätzlich sagen. Aber in den Medien werden immer nur die extremen Negativfälle aus der Landwirtschaft präsentiert. Übergroße Tierhaltungen, wo dann die Tiere schlecht versorgt werden. Das sind Ausnahmen. Die meisten Landwirte legen Wert auf eine möglichst artgerechte Tierhaltung. 

Viele Landwirte klagen über EU-Subventionen, die falsch verteilt würden. Ist da Korrekturbedarf? Machen die Subventionen den Markt kaputt?
Sie nehmen auf jeden Fall starken Einfluss auf den Markt. Für uns in Süddeutschland wäre es von Vorteil, wenn nicht so viele Subventionen für Fläche verteilt würden, sondern kleinere Betriebe bevorzugt gefördert würden. Zur Zeit sind die großen Betriebe im Vorteil. Die gibt es vor allem in Nord- und Ostdeutschland. Der klein strukturierte, südliche Bereich wird wenig gefördert.

Wovon profitieren Bauern im Süden?
Mehr von den Landesprogrammen, die speziell artgerechte Tierhaltung fördern. Etwa dass man Schweinen mehr Platz bietet oder sie mit Stroh hält. Im Pflanzenbau wird auch die Vielfalt gefördert, Blühstreifen am Rande der Äcker und Fruchtfolgen. Aber meiner Meinung nach sind die Förderungen mit zu wenig Geld ausgestattet. Wäre das anders, wäre sicher die Bereitschaft mitzumachen größer.

Wie stark beeinflussen Supermärkte die Zufriedenheit der Bauern?
Wir sind mit unserem Hof unabhängig von Großmärkten, weil wir unser Rind- und Schweinefleisch direkt vermarkten: Wir verkaufen es direkt auf dem Hof oder auf Märkten in der Region. Für andere aber, die an Discounter verkaufen, ist der Preisdruck in den vergangenen Jahren gestiegen. Das führt dazu, dass sie möglichst billig produzieren müssen.

Wären dann wieder kleinere, regionale Kreisläufe besser? Sie verkaufen ja auch direkt vom Hof weg oder auf dem Markt. Es scheint zu funktionieren, Sie wirken zufrieden.
(Lacht) Das machen wir jetzt schon fast dreißig Jahre. Es hat zwar längere Zeit gebraucht, um das aufzubauen, aber jetzt funktioniert es richtig gut. Wir sind in Ulm, Ehingen, Allmendingen, Munderkingen und Ersingen. Es ist auch für kleinere Betriebe eine große Chance, um zu überleben.

Wie groß ist Ihr Betrieb?
Es ist ein mittlerer Betrieb: etwa 50 Hektar Nutzfläche, auf dem wir das Futter anbauen für unsere  Schweine und Rinder. Und ihr Stroh.

Und auf dem Markt haben Sie ja auch den direkten Kontakt zum Verbraucher. Der ist da sicherlich auch bereit mehr für sein Fleisch zu bezahlen, als wenn er nur in die Kühltheke im Supermarkt greift?
Ja, unsere Kunden legen großen Wert auf die Tierhaltung und Herkunft der Lebensmittel. Sie fragen häufig nach.

Jetzt sind Sie aber ja konventionell und nicht bio. Ist das für viele ein Problem? Was sagen Sie denen?
Es gibt auch gute Gründe, nicht bio zu machen. Der biologische Landbau hat einen großen Nachteil. Wenn man das langfristig betreibt, hat man pro erzeugter Einheit nur den halben Ertrag bei gleichzeitig doppelt so viel Kraftstoffeinsatz. Und wenn aber nur halb so viel Pflanzen auf der Fläche wachsen, entsteht nur halb so viel Biomasse. Also wird auch nur halb so viel CO2 in Sauerstoff umgewandelt.

Halb so viel Ertrag, weil man keine künstlichen Düngemittel verwenden darf?
Ja. Wir düngen zwar auch mit Kompost und Tiermist, weil der durch unsere Tiere anfällt. Gezielter kann man die Pflanzen aber mit mineralischem Dünger düngen, also genau so viel dann, wie sie es brauchen. Darüber hinaus kann man den Ertrag sichern mit Fungiziden - Pflanzenschutzmitteln. Damit bekämpfen wir deren Krankheiten.

Was würden Sie sich für Ihren Berufsstand wünschen, dass sich ändert?
Dass kleinere Höfe mehr gefördert werden, damit sie auch mit weniger Fläche und Tieren überleben können. 

Ohne dass sie jetzt gleich bio werden müssen? Weil für Bio-Produkte würden ja auch kleinere Betriebe immerhin höhere Preise erzielen können…
Ist die Frage, wie lange noch. Wenn das Angebot von Bio-Produkten den Bedarf übersteigt, fällt der Preis.

Läuft das gerade darauf hinaus?
Schwer abzusehen.

Kommen zurzeit viele Bio-Produkte aus dem Ausland, um die Nachfrage zu decken, zum Beispiel im Supermarkt?
Ja. Aber auch, weil bio dort einfach günstiger produziert werden kann als in unseren kleinen Strukturen. 

Also kann es sein, dass der Verbraucher im Supermarkt zur Bio-Kartoffel aus Polen greift statt zur konventionell erzeugten aus der Ulmer Gegend?
Genau, ich empfehle deshalb, sich Erzeuger aus der Region zu suchen und möglichst direkt einzukaufen.

Der Markt ist also immer eine gute Sache?
Mit Sicherheit!