• Salatbar zuhause (Foto: T. Dombeck)
  • Gemüsebeet am Balkon (Foto: T. Dombeck)
  • Urzeitliches Ambiente auf der Alb
  • Dschungel vor der Haustür (Foto: T. Dombeck)

#wirbleibenzuhause

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#wirbleibenzuhause

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Auch wenn es nun täglich weiter Richtung Normalität geht: Die Corona-Krise hat unseren Alltag elementar verändert. Orte, an denen man sich gerne trifft, wurden geschlossen, Reisen abgesagt. Vereine haben ihre Aktivität eingestellt. Plötzlich sind wir auf unser unmittelbares Umfeld zurückgeworfen. Grund zur Panik oder Depression? Die ungewohnte Situation löst Unbehagen aus, kann aber durchaus neue (Um)Denkprozesse in Gang setzen. 

Ein Anlass, um längst überfällige Veränderungen anzustoßen. Was ist notwendig und wie viel Action brauchen wir für ein erfülltes Leben? Muss es jedes Jahr eine Fernreise oder Kreuzfahrt sein? Ist etwas mehr Ruhe und Aufmerksamkeit für das eigene Heim, die Nachbarn oder das Wohnviertel nicht auch erstrebenswert? Oder kehren wir nach dem Krisenmodus möglichst schnell zum alltäglichen Terminwahnsinn zurück? Wir wollen einige Ideen und Denkanstöße liefern, um konstruktive Impulse für das eigene Handeln aus der Krisenzeit mitzunehmen.

Jederzeit möglich: Aktiv-Urlaub zuhause
Der Sommer steht vor der Tür, doch Viele müssen den ersehnten Urlaubstrip Corona-bedingt nach Balkonien verlegen. Dies wochenlang zu beklagen, dürfte den Erholungswert kaum steigern. Daher die Chance ergreifen und zuhause aktiv werden!

Die Traumreise muss ja nicht gleich aufgegeben werden. Denn "wer Reisen liebt, verschiebt". Unter #verschiebdeinereise ruft eine Solidaritätskampagne des Deutschen Reiseverbands dazu auf, Buchungen nicht ganz zu stornieren. Wer mitmacht, bewahrt nicht nur sich selbst die Vorfreude auf den bevorstehenden Urlaub, sondern womöglich auch das bevorzugte Urlaubsdomizil vor der Insolvenz.

Glücklich ist, wer jetzt einen Garten hat, in dem man den Pandemie-Sommer mit der Familie verbringen kann. Aber auch auf dem Fensterbrett, Balkon oder in einem der Ulmer Quartiersgärten (z.B. quartiersgarten-dichterviertel-ulm.de) lassen sich die eigenen gärtnerischen Talente entdecken. Wer seine Nahrungsmittel selbst anbaut, erntet nicht nur frischer und gesünder, sondern lebt auch krisensicher. Platz für Salat & Gemüse ist in jedem Balkonkasten oder Blumenkübel. Mit frischen Zutaten macht auch das Kochen zuhause mehr Spaß, für das ja nun ausreichend Zeit bleibt.

Am einfachsten gelingt der Mini-Kräutergarten. Pflanzen wie Salbei, Koriander, oder Thymian sind pflegeleicht, bereichern den Speiseplan durch frische Aromen und bieten auch Wildbienen und Schmetterlingen willkommene Nahrung. Einige Tipps dazu auf: utopia.de/ratgeber/kraeutergarten-balkon/. Besonders vielseitig ist die Kapuzinerkresse. In zahlreichen Gelb-, Orange- und Rottönen schmücken die farbenprächtigen Blüten jede Balkonbepflanzung. Alle Pflanzenteile (Blätter, Blüten, Samen) sind in der Küche verwendbar und haben einen leicht scharfen Geschmack.

Da Balkone wenig Fläche bieten, eignen sich in der Vertikalen besonders Kletter- und Rankpflanzen wie Waldrebe, Geißblatt, Hopfen oder Mooswände für grüne Fassaden und Balkonbrüstungen, die auch einen Beitrag zum gesunden Stadtklima leisten. Achten Sie bei der Pflanzung bitte auf jeden Fall auf umweltfreundliche Materialien, vor allem torffreie Pflanzerden! Diese werden inzwischen in allen Bau- und Gartenmärkten angeboten und sind ausschließlich an dem  Aufdruck ‚torffrei‘ erkennbar (Bezeichnungen wie "natürliche Bestandteile" o.ä. bedeuten oft das Gegenteil). Der NABU bietet eine Vielzahl von Tipps und Publikationen zu naturnahen Gärten und Balkonen an: www.nabu-shop.de/nabu-publikationen/garten.html. Weitere Ideen für Natur- und Gartenfreunde in Corona-Zeiten hält der BUND bereit: www.bund.net/bund-tipps/oekotipps/corona.

Wichtig für die Erholung im Urlaub ist für Viele der "Tapetenwechsel" durch die ungewohnte Umgebung. Nehmen Sie es wörtlich und geben Sie Ihrem Zuhause einen neuen "Anstrich". Es muss ja nicht gleich die Grundrenovierung sein. Manchmal setzen Details neue Akzente, die das Wohnen wieder interessanter machen. Für Anregungen sei die Seite www.solebich.de empfohlen. Dort zeigen "wohnbegeisterte" Menschen Eindrücke und Ideen aus ihrem Privatbereich, die garantiert in keinem IKEA- oder Inhofer-Katalog zu finden sind. In einem eigenen Do it Yourself-Bereich findet man Anleitungen von einfachen Deko-Ideen bis zu soliden Möbelstücken.

Besonders wenn der Recyclinghof mal wieder geschlossen oder mit gestressten Autofahrern überlastet ist, lohnt es sich, die ausgesonderten Stücke einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Upcycling heißt der Modetrend für ressourcenbewusste Menschen mit der "Lizenz zum Basteln". Mit etwas Fantasie werden Milchtüten zu Laternen, alte Rohre zu Musikinstrumenten oder Paletten und Weinkisten zu kreativen Regalen. Auch dazu gibt es Ideen z.B. bei utopia.de und solebich.de.

Unterwegs abseits des Massentourismus
Bei allen Einschränkungen ist es ein Glück, dass wir weiterhin nach draußen gehen und die Natur genießen können. Wer nicht sonntags mit den Massen an Donau oder Hochsträß flaniert, ist in der Natur weitgehend sicher vor Viren-Attacken. Das Meiden von Menschenansammlungen und touristischen Hotspots hat auch seine schönen Seiten. Mit der Familie die angrenzenden Wälder zu durchstreifen und wenig besuchte Gegenden der Alb zu erkunden, bietet unerwartete Eindrücke. In unmittelbarer Nähe zu Ulm mangelt es nicht an landschaftlichen Reizen. Wer kenn schon das Lange Tal, die Ruine Gleißenburg oder den Nägelesfels (den es gleich zwei Mal gibt)? Es lohnt sich, eine Wanderkarte zur Hand zu nehmen und die nächste Wanderung oder Radtour mal gezielt in eine andere Richtung zu lenken.

Für Freunde des gepflegten Spazierengehens bietet das Buch "UlmGrün" ausgewählte Anregungen durch Ulms Parks, Wälder und Täler. Wer es lieber digital hat, findet unter agenda21.ulm.de ausführliche Wegbeschreibungen für die 60 schönsten Ulmer Spazierwege und unter daten.ulm.de/offene_daten/gpxtracks/unterwegs-ulm die entsprechenden GPS-Tracks.

Weitere Anregungen für Touren in die nähere und weitere Umgebung finden sich z.B. unter www.schwaebischealb.de, www.tourismus.alb-donau-kreis.de (z.B. 14 Fahrrad-Erlebnistouren, auch als Broschüre) oder auf den Seiten von tourismus.ulm.de (z.B. Ulmer Höhenweg).

Und ja: Das Fahrrad ist DAS ideale Verkehrsmittel schlechthin, nicht nur zu Corona-Zeiten. Aber besonders jetzt kann es seine Vorzüge ausspielen. Bei stark reduziertem Autoverkehr sind die Luft sauber und die Straßen frei für den Radverkehr. Manche Städte reagieren bereits mit temporären Fahrradwegen auf leeren Fahrspuren. So ist man in der Stadt am schnellsten unterwegs und vermeidet den engen Kontakt in Bussen und Bahnen. Auch wenn uns keine Viren heimsuchen, ist Radfahren definitiv gesund und wird z.B. von verschiedenen Krankenkassen gefördert.

Vielleicht ist weniger aber auch mehr und die gewonnene Zeit mangels langer Ferienreisen, Urlaubsorganisation oder Freizeitevents tut einfach gut, auch wenn sie mal mit Nichtstun vergeht. Zumindest diese Erkenntnis könnten wir aus der Krisenzeit mitnehmen.

Thomas Dombeck