Ausgabe 22

Essen ist politisch

Dieses System setzt auf eine industriell organisierte Landwirtschaft. Mit massiven Folgeschäden für das Grundwasser, für die Bodenqualität, für das Überleben der Insekten, für eine artgerechte Tierhaltung, für den Klimawandel, für die Artenvielfalt. Kostenverzerrende Billigpreise im Lebensmittelhandel und Wegwerfmentalität als Nebenprodukt. 

Über die Wiederentdeckung der Albleisa

„Linsen haben mir einfach schon immer geschmeckt. Und ich habe mich gefragt, warum die von so weit herkommen müssen. Mich hat es dann so gereizt, etwas anzubauen, was früher hier auf der Alb ganz selbstverständlich angebaut wurde.“ Als der Diplombiologie und spätere Vollerwerbslandwirt Woldemar Mammel, der heute 78 Jahre alt ist, Anfang der 1980er Jahre den Versuch startet, am Rand seines Heimatdorfs Lauterach im beschaulichen Lautertal auf der Schwäbischen Alb, wieder Linsen anzubauen, da gelten „Späths Alblinsen I und II“ - genannt: die Kleine und die Große -  als verschollen.

Noch selten aber tierlieb: Die neue Mutter-Kind-Haltung

Herr Spiegel, warum haben Sie diesen Weg eingeschlagen?
Weil der konventionelle Weg, oder eben wie man es früher gemacht hat, nämlich der Mutter das Kalb wegzunehmen und mit dem Eimer aufzuziehen, sehr schmerzhaft ist. Die Mutter sucht ihr Kalb - das blökt nach der Mutter. Wenn man sich das mit anschauen muss, fragt man sich: Warum macht man das eigentlich? Ist das wirklich so praktisch oder geht’s auch anders gut? Einer meiner Mitarbeiter schlug dann die mutter- und ammengebundene Aufzucht vor. 

Sonnenenergie vom Acker

Tief hängenden Wolken spiegeln sich in den Modulen des Solarparks in der welligen Landschaft der Kuppenalb. Seit 2017 liefert die PV-Anlage im Süden der Ortschaft Bühlenhausen auf der Schwäbischen Alb klimafreundlichen Strom für rund 850 Haushalte. Mit einer Leistung von 2,7 Megawatt (MWp) zählt sie eher zu den kleineren im Lande. Die ehemalige Mülldeponie der Gemeinde Berghülen gilt als „Konversionsfläche“ mit geringer Bedeutung für die Landwirtschaft und wird deshalb zur Energiegewinnung staatlich gefördert. Seit dem Solarboom in den Jahren nach 2010 sind auch solche Flächen knapp.

Doppelte Erträge durch Agri-Photovoltaik

Auf einer 2,5 Hektar großen Versuchsfläche ermittelt hier das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gemeinsam mit der Uni Hohenheim und den Heggelbachern das Potenzial der „Agri-Photovoltaik“, bei der landwirtschaftliche und solare Nutzung gekoppelt wird. Das soll die Flächenkonkurrenz zwischen beiden entschärfen. Statt der üblicherweise dicht gepackten Solarparks geht man dabei zu einer offeneren Bauweise über, bei der die Modulständer nicht der üblichen Bewirtschaftung mit Landmaschinen im Weg stehen.

Aus dem Leben eines Landwirts

Herr Gölz, Sie sind Landwirt in Ehingen. Wie sehen Sie die zunehmend angespannte Beziehung  zwischen Verbrauchern und Landwirten?
Angespannt würde ich nicht grundsätzlich sagen. Aber in den Medien werden immer nur die extremen Negativfälle aus der Landwirtschaft präsentiert. Übergroße Tierhaltungen, wo dann die Tiere schlecht versorgt werden. Das sind Ausnahmen. Die meisten Landwirte legen Wert auf eine möglichst artgerechte Tierhaltung. 

Energiewende und Klimaschutz: Ohne die Politik geht es nicht!

Blickt man auf die bisherigen Erfolge beim Klimaschutz, klafft eine Lücke zwischen den Zielen auf Landes- wie auf Bundesebene und deren Umsetzung. Die Windkraft - ausgebremst durch mehrjährige Genehmigungsverfahren und anspruchsvolle Naturschutzvorgaben. Solarstrom - aus dem Tritt gekommen durch unwirtschaftliche Rahmenbedingungen und rechtliche Hürden. Die Wärmewende im Gebäudesektor - in Verruf geraten durch eine kurzsichtige Diskussion über vermeintlich hohe Kosten.