Windenergie schafft Jobs, ist aber in der Region unterrepräsentiert

Lesezeit
2 Minuten
Gelesen

Windenergie schafft Jobs, ist aber in der Region unterrepräsentiert

Erstellt in:
0 Kommentare

Das Magazin Erneuerbare Energien teilte im März mit, dass laut einer Studie des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fast 339.000 Menschen im Jahr 2016 in der Branche der Regenerativen Energien beschäftigt gewesen seien, mehr als 160.000 davon in der Windbranche.

Gezählt wurden für die Studie Personen, die unmittelbar im Betrieb und der Wartung von Anlagen zur Energieerzeugung in Deutschland arbeiten. Außerdem wurden Beschäftigte aufgenommen, die Anlagen für regenerative Energien oder Teile davon herstellen - zum Beispiel Rotorblätter von Windturbinen.

Peter Pioch, Fachreferent am Weiterbildungszentrum für innovative Energietechnologien der Handwerkskammer Ulm (WBZU) sagt dazu: „Der Aufwand, der zur Gewinnung von Erneuerbarer Energie getrieben werden muss, ist relativ hoch. Die Photovoltaik ist derzeit etwas besser zu bewerten. Die Tendenz sieht man jedoch deutlich. Der höhere Materialaufwand bedeutet gleichzeitig wesentlich höheren Personalaufwand.“ Pioch vergleicht die Branche mit der Kerntechnischen Industrie. Die bietet etwa 40.000 Arbeitsplätze, bei einer Erzeugung von etwa 67.000 Wattstunden pro Jahr. Bei 140.000 Wattstunden vor einigen Jahren waren es ähnlich viele Arbeitsplätze. „Die Erneuerbaren Energien erzeugen 216.000 Wattstunden, also aktuell das 3,2-fache. Die Zahl der Beschäftigten ist um den Faktor 8,5 größer.“

Der größte Teil der Jobs in der Branche der Erneuerbaren Energien entfällt laut der Studie des Bundesministeriums mit 133.000 Arbeitsplätzen auf die Windenergie an Land. In der Offshore-Windenergie waren 2016 lediglich etwas mehr als 27.000 Menschen beschäftigt. Demnach wuchs die Zahl der Beschäftigten in der Windenergie. Seit der Jahrtausendwende wurden in der Branche mehr als 113.000 Arbeitsplätze geschaffen - die Zahl hat sich damit von fast 47.000 mehr als verdreifacht. Fast die Hälfte aller Jobs im Regenerativsektor entfielen 2016 auf die Windenergie.

Pioch kommentiert hierzu: „Von lediglich zu sprechen, ist nicht korrekt. Die Zahlen müssen mit der erzeugten Energie verglichen werden.“ Onshore waren es 88.700.000 Wattstunden, Offshore 17.900.000 bei fast gleich vielen Beschäftigten. Die Windenergie erzeugt Strom zu sehr günstigen Preisen, auch in der Nacht. Auffällig ist jedoch: Bis 2012 stieg die Beschäftigung in den Erneuerbaren Energien. Dann sinkt die Zahl. Das hat mit dem Zusammenbruch der Solarbranche in Deutschland zu tun. Mit einem Mal kamen vermehrt Module aus Asien.

Was die konventionelle Energieerzeugung anbelangt: Da sinken laut der Studie die ohnehin niedrigen Beschäftigungszahlen. Im Steinkohlebergbau und den damit verbundenen Sektoren waren im Jahr 2000 noch mehr als 100.000 Menschen beschäftigt, 2016 war es nur noch etwa ein Zehntel davon. Die direkte und indirekte Beschäftigung im Braunkohlesektor stürzte von über 31.000 auf  gerade Mal über 19.000 Jobs ab.

Erstmals liegen mit der Studie auch Zahlen zur gesamten Energiewirtschaft von der Jahrtausendwende bis ins Jahr 2016 vor. Die Zahl der Beschäftigten stieg 2016 erstmals wieder leicht im Vergleich zum Vorjahr - das liegt daran, dass sich der Bereich der Erzeugungsanlagen positiv entwickelt hat. Insgesamt ist die Zahl der Menschen in der Energiewirtschaft im Gesamtzeitraum von 550.000 auf 810.000 im Jahr 2011 in die Höhe geschnellt, woran vor allem der damalige zügige Ausbau der Photovoltaik Schuld ist. Nach dem Boom bis 2011 sind aber die Beschäftigungszahlen auf etwa 690.000 Personen in den folgenden vier Jahren zurück gegangen.

Peter Pioch kritisiert die teuren Subventionen im Steinkohlebergbau: „Wenn Sie die Subventionen für 2018 von etwa einer Milliarde Euro durch die 11.000 Beschäftigten teilen, kommen 90.900 Euro pro Person heraus. Verdienen Sie soviel? Ich leider nicht.“ Steinkohleförderung sei deshalb eine extrem aufwändige Gewinnung eines  noch dazu umweltbelastenden Energieträgers. Was die Förderung von Braunkohle anbelangt: Sie erfolgt großtechnisch. Dadurch lassen sich Arbeitskräfte einsparen, zumindest sobald das Förderareal erschlossen ist.

Die Zahlen der Studie jedenfalls zeigen den Wandel, der sich mit der Energiewende vollzieht. Die Arbeitsplätze haben sich deutlich in Richtung Erneuerbare Energien verschoben. Auch die Beschäftigung, die auf Investitionen in Infrastruktur und Speicher zurückgeht, hat zunehmend an Bedeutung gewonnen. Wurden im Jahr 2000 noch über 70 Prozent der Beschäftigten der konventionellen Energiewirtschaft zugeordnet, so waren es 2016 nur noch rund 40 Prozent. „Das
wiederum zeigt aber auch, dass die Gewinnung von erneuerbaren Energien personalintensiver ist. Mit der Umschichtung von konventioneller Energie zu den Erneuerbaren wird ein deutlicher Umbau der Beschäftigungsstruktur einhergehen.“

Jonas Pürckhauer von der IHK Ulm sagt, dass - wie generell in Baden-Württemberg - auch in der IHK-Region Ulm die Beschäftigung durch den Ausbau der erneuerbaren Energien im Vergleich zu anderen Regionen eine unterdurchschnittliche Rolle spiele. „Dies gilt vor allem im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung. Dennoch sind auch in der IHK-Region Ulm zahlreiche Arbeitsplätze und Betriebe entstanden. Überdurchschnittlich stark besetzt ist die Region dabei im Bereich Biomasse.“ Zudem seien, wie auf Landesebene, Photovoltaik und Solarthermie Schwerpunkte. Allerdings hat die Blaubeurer Firma Centrotherm mit dem Einbruch der Solarbranche in Deutschland ebenso zu kämpfen gehabt. Windenergie spielt in der Gegend eine untergeordnete Rolle. Pürckhauer sagt: „Mit Blick in die Zukunft gilt es vor allem, die Versorgungssicherheit bei Strom für die Region zu gewährleisten. Vorhaben, wie das geplante Gaskraftwerk der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm in Leipheim sind dabei wichtige Teilelemente.“

Isabella Hafner